4.24  UNGEWÖHNLICHE FLUGZUSTÄNDE: STEILSPIRALE UND TRUDELN

Lernziele:

  • Durch wiederholtes Üben eine Panikreaktion vermeiden
  • Anzeichen für diese Flugzustände erkennen
  • direktes Ausleiten mit minimalem Höhenverlust

STEILSPIRALE
Die Steilspirale ist ein nicht überzogener Flugzustand (das Flugzeug bleibt in der Steilspirale voll steuerbar). Die Geschwindigkeiten sind viel größer als beim Trudeln. Eine Steilspirale kann dadurch entstehen, dass du beim Einleiten einer Kurve den Steuerknüppel spät oder gar nicht ziehst, um die Nase weiterhin am Horizont zu halten. Die Geschwindigkeit nimmt zu. 

Du kannst die Geschwindigkeit durch Ziehen am Knüppel nicht mehr vermindern. Das Flugzeug beschreibt eine stark geneigte, immer enger werdende Flugbahn nach unten. Du befindest dich in einer Steilspirale. Ziehst du weiter, wird der Kreis immer kleiner; die Geschwindigkeit immer größer und die G-Kräfte nehmen zu.

Noch kritischer wird es, wenn sich dieser Flugzustand aus einem langsamen Flug oder sogar einseitigem Abkippen entwickelt und die Strömung sofort wieder zum Anliegen kommt. Verringerst du dann nicht sofort die Querneigung, kann der Übergang zur Steilspirale überraschend schnell erfolgen.

Wenn sich eine Steilspirale ankündigt, musst du schnell reagieren, damit du die Betriebsgrenzen nicht überschreitest! 

Weitere Merkmale sind:

  • sehr schnelle Fahrtzunahme, am Fahrtmesser sichtbar;
  • sehr schnell zunehmendes Fahrtgeräusch;
  • schnell ansteigende positive G-Belastung;
  • schnell zunehmende Ruderdrücke.

STEILSPIRALE AUSLEITEN

  • Steilspirale mit Quer- und Seitenruder ausleiten, und den Sturzflug sofort, jedoch keinesfalls abrupt abfangen;
  • Höchstgeschwindigkeit keinesfalls überschreiten, ggf. frühzeitig die Luftbremsen ausfahren.

Zum Ausleiten der Steilspirale musst du zuerst mit Quer- und Seitenruder deine Querneigung verringern, damit die Drehung aufhört. Denke immer daran, deine Ruder wirken achsenbezogen, nicht wie du dir es eventuell vorstellst, weil du durch diese Fluglage irritiert werden kannst. Deine Querneigung wird geringer, das Drehen wird langsamer und jetzt musst du sofort und zügig, jedoch nicht abrupt abfangen, ggf. die Luftbremsen vorsichtig ausfahren, um ein Überschreiten der Betriebsgrenzen (höchstzulässige Geschwindigkeit/höchstzulässiges Lastvielfache, siehe auch Punkt 4.20) zu vermeiden.

TRUDELN
Trudeln entwickelt sich aus einem überzogenen Flugzustand, bei dem das Segelflugzeug über eine Tragfläche wegkippt.
Dein Segelflugzeug befindet sich sehr plötzlich in einer schraubenförmigen vertikal geneigten Bahn und dreht sich wie ein Korkenzieher um die Hochachse nach unten. Die Strömung am Flügel und Höhenleitwerk ist zum größten Teil abgerissen, dadurch verlierst du sehr schnell sehr viel Höhe.

Trudelst du erstmalig mit deinem Flugzeug, stellt sich bei dir ein mulmiges Gefühl ein und du verlierst leicht die Übersicht. Bei wiederholtem Üben des Trudelns verstehst du, was passiert, und folgerichtiges Handeln löst die panikartigen Gefühle ab.

Trudeln kann entstehen, wenn du zu langsam fliegst (1) und ein Strömungsabriss unmittelbar bevorsteht.
Kommt nun eine Störung hinzu, die eine Gier-/Drehbewegung hervorruft (2), führt dies zum Trudeln.
Das kann eine Böe, ein Strömungsabriss an nur einer Tragfläche, ein Ruderausschlag oder mehreres zusammen sein. Eine gefährliche Situation kann entstehen durch eine langsam geflogene Kurve in niedriger Höhe zum Eindrehen in den Endanflug, wo aus Angst vor dem Erdboden mit viel Seitenruder und wenig Schräglage geflogen wird.

Beim Trudeln bleibt der Innenflügel überzogen (abgerissene Strömung) am Außenflügel liegt noch teilweise Strömung an (3 + 4), wodurch eine fortlaufende Drehbewegung entsteht (Autorotation) (5). Das Seitenruder wird noch angeströmt und bleibt wirksam.
Viele der moderneren Ausbildungsflugzeuge gehen nur schwer ins Trudeln und beenden dies oft selbständig durch Neutralstellung aller Ruder.

SICHERHEITSVORKEHRUNGEN
Dein Fluglehrer wird mit dir das Trudeln üben und zusammen einleiten. Das Einleiten des Trudelns ist von vielen Faktoren wie Flugzeugtyp, Beladung und Schwerpunktlage, Wetterbedingungen, Bemessung der Steuerflächen usw. abhängig. Zunächst sind einige Sicherheitsvorkehrungen innen und außen am Flugzeug zu treffen:

  • Innen: Keine losen Gegenstände im Cockpit, Sicherheitsgurte richtig und fest anlegen, Luftbremsen eingefahren und verriegelt, Trimmung auf normale Geschwindigkeit eingestellt.
  • Außen: Dafür sorgen, dass genügend Höhe für die Übung vorhanden ist. Links- und Rechtkreis fliegen und prüfen, ob sich keine anderen Flugzeuge im und unterhalb im Luftraum befinden.

Eine vollständige Umdrehung beim Trudeln bedeutet je nach Segelflugzeugtyp einen Höhenverlust von mindestens 50 m. Die meisten Segelflugzeuge verlieren jedoch wesentlich mehr, 80 m bis 100 m sind durchaus üblich. Zu diesem Höhenverlust kommt noch der Abfangbogen mit weiteren 50 m bis 100 m hinzu.
Spätestens in 450 Metern über Grund muss das Trudeln beendet und die Normalfluglage eingenommen sein.

TRUDELN AUSLEITEN
Segelflugzeuge haben unterschiedliche Trudeleigenschaften. Daher muss das Ausleiten des Trudelns nur mit dem im Flughandbuch deines Segelflugzeugs beschriebenen Verfahren erfolgen. Du musst deshalb diesen Abschnitt aufmerksam lesen.


Um das Trudeln zu beenden, benutzt du das Seitenruder. Du bist geneigt, auch die Querruder einzusetzen, um die tiefer hängende Fläche wieder hoch zu holen. Dies bewirkt aber nur das Gegenteil. Die ausgeschlagenen Querruder begünstigen den bereits vorhandenen Strömungsabriss.

Bei den meisten Segelflugzeugen ist das sogenannte Standardausleitverfahren wirksam

  1. Seitenruder voll gegen die Drehrichtung treten;
  2. Querruder und Höhenruder neutral stellen;
    Diese Steuerbewegungen bewusst durchführen; ein häufiger Fehler ist, den Steuerknüppel zu wenig nach vorne zu bewegen, da die Flugzeugnase schon nach unten zeigt;
  3. Sobald das Drehen stoppt, Seitenruder neutral stellen und den Sturzflug behutsam abfangen. Dabei nicht zu früh und zu hart abfangen, um einen erneuten Strömungsabriss zu vermeiden.

Trudeln vermeiden!
Trudeln in geringer Höhe ist sehr gefährlich.
Zur Vermeidung musst du rechtzeitig das Richtige tun, und NICHT abwarten.

Folgende Punkte sind sehr wichtig:

  • keine abrupten Steuerbewegungen ausführen, besonders wenn du langsam fliegst;
  • im Langsamflug nicht schieben;
  • in einer Kurve nicht zu langsam fliegen und
  • in einer langsam geflogenen Kurve auf keinen Fall schieben.

FAZIT
Durch mehrfaches Üben des überzogenen Flugzustandes, des Trudelns und des Spiralsturzes erkennst du diese Flugzustände rechtzeitig. Dadurch kannst du frühzeitig die richtigen Gegenmaßnahmen ergreifen, um zu einer normalen Fluglage zurück zu kehren.