6.2.3 Eigenstart und Turbo
Vorwort
Dieses gesamte Kapitel ist für die Ausbildung zum TMG unverzichtbar. Da auch nicht TMG's angesprochen werden, ist es nicht in brauner Schriftfarbe gehalten.
Das Betreiben von Segelflugzeugen mit Motor ist ein kapitelüberschneidendes Thema, daher wird der Motor ebenso in der
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- 6.2.3.1 Allgemeines
- 6.2.3.2 Segelflugausbildung mit einem Eigenstarter
- 6.2.3.4 Notfallmaßnahmen
6.2.3.1 Allgemeines
„Motorsegler“ sind Segelflugzeuge, die mit einem oder mehreren Triebwerken ausgerüstet sind und bei abgestellten Triebwerken die Eigenschaften eines Segelflugzeugs aufweisen. Diese Triebwerke oder die Propeller sind in der Regel einzufahren oder einzuklappen.
Davon zu unterscheiden sind „Reisemotorsegler“ (Touring Motor Glider, TMG); TMG bezeichnet eine bestimmte Klasse von Motorseglern mit einem festmontierten, nicht einziehbaren Triebwerk und einem nicht versenkbaren Propeller. Ein TMG muss gemäß dem Flughandbuch aus eigener Kraft starten und steigen können.
Eigenstarter
Turbos (Heimkehrhilfe)
Turbos sind Motorsegler mit einem weniger starken Motor, mit dem ein Eigenstart nicht möglich ist. Der Motor ist einfacher und nur geeignet, um mit dem Motorsegler z.B. nach Thermikende zum Heimatflugplatz zurückzufliegen oder zu einem Thermikbart zu fliegen, der ohne Motorhilfe nicht erreichbar ist. Bei einem Turbo kann nach dem Windenstart der Motor ausgefahren werden und zum ersten Thermikbart zu fliegen. Dort kann der Motor dann wieder eingefahren werden und der Segelflug (Streckenflug) beginnen. Ein F-Schlepp zum ersten Thermikbart ist somit nicht mehr notwendig.
Der Zweitaktmotor
Die meisten Eigenstarter und Flugzeuge mit einer Heimweghilfe haben einen Zweitaktmotor. Ein Zweitaktmotor kann höhere Leistung erzeugen, als ein gleich schwerer Viertaktmotor.
Dann wird der Motor rechtzeitig wieder ausgefahren und das Segelflugzeug steigt wieder auf eine bestimmte Höhe, bis der Heimatflugplatz erreicht werden kann.
Der Motor wird entsprechend der Bedienungsanleitung im Handbuch des Luftfahrzeugs ein- und ausgefahren. Bei dem Segelflugzeug mit Heimweghilfe (Turbo) auf diesem Bild geschieht das fast alles automatisch. Im Flug wird durch Betätigen eines Schalters der Motor aus dem Rumpf ausgefahren. Wenn der Motor vollständig ausgefahren ist, wird dies durch ein grünes Dauerlicht angezeigt und im Display erscheint das Wort "deko". Durch kurzes Ziehen des Dekompressionshebels (der "deko") beginnt sich der Propeller aufgrund des Windmühleneffekts zu drehen. Wenn du den Dekompressionshebel loslässt, springt der Motor an. Noch einfacher ist es, den Motor abzuschalten. Der Schalter wird umgelegt, der Motor bleibt automatisch stehen und wird ebenso automatisch eingefahren.
6.2.3.2 Segelflugausbildung mit einem Eigenstarter
Einige eigenstartfähige doppelsitzige Schulflugzeuge, wie z.B. die ASK-21Mi, sind geeignet, um die Eigenstartmethode von Beginn der Segelflugausbildung an anzuwenden. Die Ausbildung zur Startart Eigenstart entspricht der Ausbildung im Reisemotorsegler in Bezug auf den Start, die Landung erfolgt im Segelflug. Allerdings müssen die besonderen Eigenschaften eines Eigenstarters berücksichtigt werden:
- Aufgrund des Gewichts eines Motors und des Kraftstoffs erhöht sich die Überziehgeschwindigkeit. Es muss also, wie beim Fliegen mit Wasserballast, mit höheren Geschwindigkeiten geflogen werden.
- Da der Propeller in der Nähe des Schwerpunktes über den Rumpf hinausragt, hat das Segelflugzeug bei laufendem Motor ein Kippmoment.
- Ein Antriebssystem, das nicht läuft, verursacht eine Menge Widerstand. Die Gleitzahl kann von 40 auf 15 sinken.
- Der Landeflug mit ausgefahrenem Motor sollte deutlich über 200 m beginnen und das Horizontbild und die Geschwindigkeit sollten genau überwacht werden.
- Die Geräusche und Vibrationen des Motors führen dazu, dass die Warnsignale eines nahenden Strömungsabrisses nicht ohne weiteres zu erkennen sind.
- Nicht jeder Eigenstarter hat den gleichen Motortyp und die gleichen Bedienelemente, daher muss das Handbuch und insbesondere das Kapitel über den Eigenstart sorgfältig studiert werden.
- Studiere insbesondere den Abschnitt über Gewicht und Schwerpunkt. Mit dem Motor hinter dem Schwerpunkt hast du oft ein viel höheres Mindestgewicht für den Piloten. In normalen Segelflugzeugen musstest du vielleicht nie Trimmgewicht (Blei) mitnehmen, aber bei einem Selbststarter oder bei einem Turbo kann es erforderlich werden.
Vor dem Start:
- Ausfahren des Motors,
- Kontrollen vor dem Start,
- Motor starten,
- Rollen
Der Start:
- am Boden rollen,
- starten und auf eine sichere Höhe steigen,
- Motor abkühlen lassen und einfahren,
- Reiseflug und Sägezahnfliegen.
Vor der Landung:
- Einfahren des Motors vor der Landung,
- Notfallverfahren und Außenlandung.
Handbuch Eigenstarter
Das Handbuch eines Eigenstarters ist viel umfangreicher als das eines Segelflugzeugs ohne Motor. Lese es also gründlich und regelmäßig, bis du alle Abläufe, Angaben zu Drehzahlen und Motortemperatur, korrekte Drehzahlen usw. kennst. Du musst den Inhalt des Handbuchs kennen. Im Handbuch des Eigenstarters ist die Vorgehensweise zum Ausfahren, Starten, Abstellen und Einfahren des Motors ausführlich beschrieben. Dort findest du auch die Checklisten.
Hier als Beispiel die Bedienungsanweisung des Triebwerks und die Verfahren für den Eigenstart der ASK 21 Mi.
Viele Segelflieger verwenden das Handbuch, um ihre eigene Checkliste zu erstellen. Eine gute Checkliste ist sehr wichtig. Es ist schon einige Male vorgekommen, dass der Motor bei einem Flug nicht ansprang, nicht weil der Motor nicht funktionierte, sondern weil die Verfahren nicht richtig durchgeführt wurden.
Wenn du einen neuen Eigenstarter-Typ zum ersten Mal fliegst, ist es ratsam, ein paar Starts mit eingefahrenem Motor an der Winde oder per F-Schlepp zu machen. Für spätere Flüge kann der Motor in der Luft gestartet werden. Mache dies ein paar Mal und falls das Flughandbuch dies nicht untersagt, lande auch mit ausgefahrenem Motor, um zu erleben, wie sich die Gleitzahl verringert. Zum Schluss wird der Eigenstart geübt.
Die Vorbereitungen eines Eigenstarts nehmen viel mehr Zeit in Anspruch, als ein Winden- oder F-Schleppstart eines Segelflugzeugs ohne Motor.
Denke vor dem Einsteigen an die folgenden Dinge:
- Temperatur und Höhe des Flugplatzes über NN
- Pistenbelag: Grasbahn oder befestigte Piste
- Verhalten bei Motorausfall während des Starts
Temperatur und Höhe des Flugplatzes über NN
Grasbahn oder befestigte Piste
Verhalten bei Motorausfall während des Starts
Überlege dir vor dem Start die Mindesthöhe, die du benötigst, um mit abgestelltem aber ausgefahrenem Motor zum Flugplatz zurückzufliegen. Ein Eigenstarter mit ausgefahrenem Motor erzeugt viel Widerstand und hat eine hohe Sinkrate. Die Mindesthöhe für eine Umkehrkurve ist für jeden Eigenstarter-Typ unterschiedlich.
Starten des Motors
Eigenstarter haben in der Regel ein Rad an der Flügelspitze. Du kannst dann das Rollen mit abgelegter Fläche auf dem Boden beginnen. Sobald das Segelflugzeug genügend Geschwindigkeit hat, werden die Flügel horizontal genommen. Solange der Flügel noch am Boden liegt, gibst du volles Gegenquerruder, bis sich der Flügel anhebt. Ähnlich wie beim Winden- und F-Schleppstart gibst du am Anfang volle Ruderausschläge. Sobald die Geschwindigkeit zunimmt, kannst du kleinere Ausschläge zur Korrektur geben.
Eigenstarter mit Bugrad werden mit voll gezogenem Steuerknüppel gestartet, um das Bugrad so schnell wie möglich vom Boden zu nehmen und auf dem Hauptrad zu rollen. Mit dem Hauptrad kannst du die Startrichtung besser steuern. Sobald das Bugrad abgehoben hat, wird der Steuerknüppel nach vorne bewegt, da das Segelflugzeug bei zu geringer Geschwindigkeit nicht abgehoben werden kann. Das Handbuch gibt die empfohlene Abhebegeschwindigkeit, mit der das Segelflugzeug steigen soll. Bei dieser Geschwindigkeit kann das Segelflugzeug abgehoben werden und der Steigflug begonnen werden.
In einer Höhe von ca. 150 Metern müssen die meisten Eigenstarter einige Verfahren durchführen, wie z. B. leichtes Zurücknehmen des Gashebels. Das Fahrwerk fahren viele Piloten erst in der Höhe ein, in der sie den Motor abstellen, so dass sie im Falle eines Motorausfalls in niedriger Höhe nicht noch zusätzlich auf das eingefahrene Fahrwerk achten müssen.
Wähle während des Steigfluges auf eine sichere Höhe eine geeignete Route, so dass du im Falle eines Motorausfalls leicht zum Flugplatz zurückgleiten kannst. Wähle vorzugsweise eine Route gegen den Wind, so bleibt die Entfernung zum Flugplatz kleiner, was im Falle eines Motorausfalls von Vorteil ist. Achte zudem darauf, bebaute Gebiete sofern möglich zu meiden (Lärmvermeidung am Boden).
Wenn der Eigenstarter eine ausreichende Flughöhe erreicht hat, wird das Verfahren zum Einfahren des Motors durchgeführt. Auch dies geschieht gemäß der Checkliste im Handbuch.
Bei den meisten Luftfahrzeugen muss der Motor bei niedriger Drehzahl abgekühlt werden. Nach der Abkühlung wird die Zündung ausgeschaltet. Der Propeller dreht sich aber aufgrund des Windmühleneffekts weiter.
6.2.3.3 Notfallmaßnahmen
- Wenn du feststellst, dass der Eigenstarter nicht richtig steigt, prüfst du zunächst, ob die Bremsklappen ausgefahren sind.
- Wenn die Motorleistung nach dem Abheben zu Beginn des Starts nicht ausreicht, senkst du durch vorsichtiges drücken des Steuerknüppels die Flugzeugnase, so dass du die richtige Landegeschwindigkeit hast. Nimm den Gashebel zurück und lande mit ausgefahrenem Motor geradeaus auf der Bahn.
- Wenn du dich unterhalb deiner von dir vor dem Start festgelegten Mindestumkehrhöhe befindest und keine ausreichende Landemöglichkeit auf dem Flugplatz vor dir hast, ist eine Geradeauslandung auf einem Feld oder einer Wiese in der Regel sicherer. Eine Rückkehr zum Flugplatz mit einer Umkehrkurve mit dem ausgefahrenen Triebwerk ohne Motorleistung solltest du nur in ausreichend großer Höhe in Erwägung ziehen.
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Bei der Landung mit ausgefahrenem aber stehendem Motor (keine Motorleistung) sollte die Landegeschwindigkeit ausreichend erhöht werden. Das Flughandbuch enthält in der Regel nähere Angaben dazu. Der Gleitwinkel ist viel schlechter als mit eingefahrenem Motor. Wenn du vor der Landung Zeit hast, schließt du den Kraftstoffhahn, schaltest die Zündung und ggf. den Hauptschalter aus und stoppst den Propeller.
- Ein rotierender Propeller verursacht mehr Luftwiderstand, als ein stehender. Wenn du zusätzlich noch mehr Zeit übrighast, fährst du den Motor soweit als möglich ein. Aber beachte, dass dem Fliegen mit der richtigen Geschwindigkeit viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss, als dem Einfahren des Motors. Das Einhalten der richtigen Geschwindigkeit ist schließlich überlebenswichtig. Wenn du zu langsam fliegst, besteht die Gefahr des Abkippens und des Trudelns.
- Bei einem Motorbrand in der Luft gehst du gemäß der Checkliste vor. Es gibt eine Abfolge von Maßnahmen, die von der Art und Beschaffenheit des Brandes abhängen. Dazu gehört auf jeden Fall: Kraftstoffhahn schließen, Vollgas bis zum Stillstand des Motors geben und so schnell wie möglich landen.
Starten des Motors in der Luft
Viele Turbos beginnen den Start des Motors mit dem Andrücken (Fahrt aufholen). Beim Andrücken wird der Propeller durch den Windmühleneffekt gestartet, was etwa 60 bis 80 m Höhe kostet. Ein solcher Motor sollte daher oberhalb von 300 Metern gestartet werden. Wenn du wenig Erfahrung hast, wählst du eine größere Höhe.
Außenlandung, wenn der Motor nicht funktioniert!
Sowohl beim Eigenstarter als auch bei Turbos solltest du immer davon ausgehen, dass der Motor nicht funktionieren kann. Du solltest immer ein geeignetes Landefeld in Reichweite haben und dich nicht auf den Motor verlassen. Wie beim Fliegen ohne Motor musst du zuerst ein geeignetes Landefeld finden und erst dann das Verfahren zum Starten des Motors einleiten.
Beim Überlandflug mit einem Turbo- oder Selbststarter folgt man dem Entscheidungstrichter genauso wie beim Fliegen ohne Motorhilfe, dazu lies unbedingt auch Kapitel 6.5 Außenlandung, sowie die Flugsicherheitsinformation der BFU "V 177 - Risiko Klapptriebwerk?". Eine häufige Unfallursache ist die Thermiksuche in zu niedriger Höhe und das zu lange Warten mit dem Start des Motors.
Wenn du keinen Thermikbart findest und auf 300 m über Grund gesunken bist, triffst du die endgültige Entscheidung zur Landung. Du richtest deine ganze Aufmerksamkeit darauf, eine gute Landung zu machen und achtest nicht mehr auf mögliche Thermik. Wähle das Beste der möglichen Felder aus und achte darauf, dass du dieses Feld nicht wieder aus den Augen verlierst. Also:
- Landeentscheidung,
- Platzrunde sauber fliegen.
- Der Motor wird erst in einer Höhe und in einer Position ausgefahren und gestartet, in der du sicher landen kannst. Du musst das Verfahren zum Starten des Motors auswendig kennen.
- Es gibt zwei Möglichkeiten: Der Motor startet nicht (oder läuft nicht gut) und der Motor startet und läuft gut.
- Wenn der Motor anspringt und gut läuft, musst du während des Steigfluges damit rechnen, dass er jeden Moment aussetzen kann. Die Flugbahn bei laufendem Motor muss so gewählt werden, dass du auch bei stillstehendem - nicht laufendem - Motor eine sichere Landung durchführen kannst. Wähle eine Route gegen den Wind, dies hilft dir, nicht zu weit von deinem möglichen Außenlandefeld wegzufliegen.
- Wenn der Motor nicht startet oder schlecht läuft, dann: Fliegen, Navigieren, Kommunizieren (engl.: AVIATE, NAVIGATE, COMMUNICATE).
- Fliegen: Das erste, worauf du dich konzentrieren solltest, ist das Fliegen mit der richtigen Geschwindigkeit. Bei ausgefahrenem Motor sind Überziehsignale deutlich weniger auffällig.
- Navigieren: Als nächstes behältst du das Landefeld genau im Auge. Danach prüfst du, ob du genügend Höhe für einen zweiten Versuch hast, den Motor zu starten. Den letzten Startversuch kannst du in ca. 300 m über dem Außenlandefeld probieren. Fahre nach Möglichkeit den Motor ein. Gelingt das nicht, oder hast du ein System das zeitaufwendig ist, solltest du die Position höher anfliegen, bzw. dich auf eine etwas kürzere Platzrunde einstellen, da du erhöhtes Sinken hast. Danach, noch vor dem Anflug an die Position richtest du deine gesamte Aufmerksamkeit auf die Landung.
- Kommunizieren: Wenn du noch etwas Zeit hast, kannst du über Funk ankündigen, dass der Motor nicht funktioniert und du eine Außenlandung machen wirst, aber ein solcher Funkruf darf nicht auf Kosten einer guten Landung gehen.
Anker: Segelflugausbildung = EiTu1; Notfallmaßnahmen = EiTu2
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